Partnerbetriebe

Ein Sprungbrett zurück ins Berufsleben

Partnerbetriebe sind für Teilnehmende oft die matchentscheidende Station zurück ins Berufsleben. Aber was genau ist die Aufgabe eines Partnerbetriebs? Wir haben nachgefragt bei Melanie Vögele, Spezialistin Arbeitsmarktintegration beim Verein Lernwerk, und Roman Spieser, stellvertretender Leiter Human Resources Management bei der Aargauischen Kantonalbank (AKB).


2018 vermittelte das Lernwerk 451 Personen an einen externen Einsatzplatz oder unterstützte junge Erwachsene in ihren Lehrbetrieben. Die Arbeitseinsätze sind für Stellensuchende oft ein Sprungbrett zurück ins Berufsleben. «Unsere Erfahrung zeigt, dass bis zu 60% der Programmteilnehmenden nach einem Einsatz eine Stelle antreten können», stellt Melanie Vögele fest. Nicht selten resultiert aus einem gelungenen Einsatz auch eine Feststelle im Partnerbetrieb.

«Zu Beginn werden die Teilnehmenden im Lernwerk individuell auf ihren Einsatz vorbereitet. Sobald sie bereit sind, vermitteln wir ihnen einen Arbeitseinsatz in einem passenden Partnerbetrieb», erklärt Melanie Vögele. Einige Programmteilnehmende können schneller an einem externen Einsatzplatz starten, andere brauchen mehr Unterstützung – durch persönliche Beratung, Bewerbungs- und Deutschkurse und individuell abgestimmte Bildungsmodule ist auch das gewährleistet.

AKB – seit zweieinhalb Jahren Partnerbetrieb

Der Verein Lernwerk arbeitete letztes Jahr mit insgesamt 287 Partnerbetrieben aus den unterschiedlichsten Branchen zusammen. Diese Vielfalt ist extrem wertvoll, um Programmteilnehmende gezielt unterstützen zu können. Die AKB bietet bereits seit zweieinhalb Jahren Arbeitseinsätze in verschiedenen Funktionen an.

Begonnen hat alles mit einem Testlauf. «Das Lernwerk hat uns direkt angesprochen, und von unserer Seite stand dem Versuch nichts im Weg», erzählt Roman Spieser. «Wir haben uns dann mit der Person getroffen und besprochen, wie so ein Einsatz im Banking-Umfeld aussehen könnte.»

Heute zieht Roman Spieser eine positive Bilanz: «Die Zusammenarbeit mit dem Lernwerk ist stets professionell und sehr angenehm.» Wichtig dabei: Transparenz und Offenheit von beiden Seiten. «Wir müssen wissen, wie belastbar eine Person ist und welche Unterstützung sie braucht.» Deshalb gibt es in jeder Abteilung der AKB, die Einsatzplätze zur Verfügung stellt, einen strukturierten Einführungsplan. Ausserdem erhalten die Teilnehmenden eine Gotte oder einen Götti. «Dieses Prinzip wenden wir auch bei unseren Lernenden an. Die Betreuungspersonen haben Erfahrung und Freude an der Arbeit mit Menschen.»

 

Enge Zusammenarbeit mit dem Lernwerk

Nicht jeder Einsatz sieht gleich aus. Die Teilnehmenden arbeiten in verschiedenen Pensen und sind unterschiedlich alt. Roman Spieser stellt fest: «Bisher waren unsere Teilnehmenden zwischen 25 und 60 Jahre alt. Die Pensen variieren zwischen 40% und 80%.»

Während des Einsatzes stehen die AKB und das Lernwerk in stetigem Austausch. «Der Partnerbetrieb geht mit dem oder der Teilnehmenden kein Arbeitsverhältnis ein und bezahlt auch keinen Lohn. Die Aufgabe eines Partnerbetriebs ist es, einen Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen, an dem sich die stellensuchende Person neue Berufserfahrung aneignen und dies als Referenz angeben kann», erläutert Melanie Vögele. «Ihr Arbeitszeugnis erhalten die Teilnehmenden direkt vom Partnerbetrieb.»

Die Vorgesetzten im Partnerbetrieb verfassen ausserdem die Zwischenberichte der Teilnehmenden und führen mit ihnen regelmässig Standortgespräche durch. Melanie Vögele ergänzt: «Unsere Spezialistinnen und Spezialisten beraten und begleiten die Partnerbetriebe während des gesamten Einsatzes und können so in schwierigen Situationen wenn nötig unterstützend eingreifen.»

Eine Win-win-Situation für alle

Die Zusammenarbeit mit dem Lernwerk sei für die AKB naheliegend, sagt Roman Spieser: «Die AKB ist stark im Kanton verankert, dementsprechend sind wir offen, Integrationsmassnahmen zu unterstützen und mit lokalen Institutionen zusammenzuarbeiten.»

Für die Bank ergibt sich in seinen Augen eine Win-win-Situation. «Einerseits lernen wir durch das Lernwerk spannende Personen kennen, die frischen Wind in unseren Betrieb bringen. Manche kommen aus einer anderen Branche oder hinterfragen die Art, wie wir arbeiten. Das hält uns andererseits auch dazu an, uns selbst und unser Tun immer mal wieder zu hinterfragen

Und die Arbeit mit den Teilnehmenden ist durchaus von Erfolgserlebnissen geprägt. Roman Spieser erzählt: «Eine Person hat direkt im Anschluss an ihren Einsatz eine Festanstellung innerhalb unserer Bank gefunden, eine weitere Person eine in einem anderen Betrieb. Es freut uns natürlich sehr, wenn wir mit dem Anbieten von Einsatzmöglichkeiten zu einem Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt beitragen können.»

Jedes Unternehmen kann Partnerbetrieb werden

Damit es mit dem Arbeitseinsatz klappt, braucht es laut Roman Spieser eine Kultur der Offenheit: «Die Teilnehmenden werden von Anfang an voll in den Betrieb integriert. Manche halten auch nach dem Abschluss ihres Einsatzes noch mit Mitarbeitenden Kontakt.» Natürlich braucht es auch vonseiten der Teilnehmenden Aufgeschlossenheit gegenüber dem neuen Umfeld. Dennoch: «In der AKB machen wir keinen Unterschied, woher jemand kommt», sagt Roman Spieser. «Wir gehen respektvoll mit allen Personen um – Akzeptanz und Integration werden bei uns grossgeschrieben

Für Roman Spieser ist klar: Jede Firma kann Partnerbetrieb werden. Ein unverbindliches Gespräch zur Klärung der gegenseitigen Erwartungen sei der erste Schritt. «Wichtig ist, dass man als Betrieb offen ist und Freude an der Betreuung und Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden hat», schliesst Roman Spieser.