Berufliche Grundbildung mit Support

Mission: Berufsbildung

Im September sind Marianne Maurer und Martin Stamenkov, zwei Mitarbeitende des Lernwerks, nach Serbien gereist. Ihre Mission: in einem dreitägigen Workshop ihr Fachwissen und ihre Erfahrung mit angehenden Berufsberatenden in Serbien zu teilen.


Im Rahmen der Reform des Berufsbildungssystems möchte sich Serbien auf die Erfolgsfaktoren des dualen Bildungssystems der Schweiz stützen. Das Projekt «From Education to Employment» (E2E) der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) soll die Arbeitsmarktchancen junger Serbinnen und Serben verbessern und Alternativen zur Emigration bieten. Geleitet wird das Projekt von NIRAS - IP Consult, einer auf Entwicklungsprojekte spezialisierten Beratungsfirma, und es hat unter anderem zum Ziel, in fünf ausgewählten Regionen Südserbiens Berufsberatungsdienstleistungen aufzubauen. Im Rahmen des Programms werden auch künftige Berufsberatende ausgebildet. Der Workshop mit Mitarbeitenden des Lernwerks ist Teil ihrer Ausbildung.

Workshop mit angehenden Berufsberatenden
Ziel des Workshops war es einerseits, aufzuzeigen, wie der Verein Lernwerk sein Konzept der beruflichen Grundbildung mit Support umsetzt. Mit welchen Stellen wird zusammengearbeitet, welche Unterstützung wird den Jugendlichen und ihren Lehrbetrieben geboten und wie animiert man Unternehmen, Jugendliche einzustellen? Andererseits konnten die Teilnehmenden des Workshops auch von der langjährigen Berufserfahrung unserer Expertinnen und Experten profitieren: Beratungsstrategien, Tipps im Umgang mit eher schwer vermittelbaren Jugendlichen und Strategien zur Akquise von Lehrbetrieben standen auf dem Programm.

E2E Workshop in Serbien

Marianne Maurer, Geschäftsstellenleiterin Lehrbetriebsverbund, zieht ein positives Fazit:
«In der Schweiz beschäftige ich mich seit mehr als zehn Jahren mit der beruflichen Integration von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Auch hier ist es nach wie vor nicht einfach, Jugendliche, die keinen guten schulischen Rucksack vorweisen können oder mit psychischen Problemen konfrontiert sind, an Betriebe zu vermitteln. Ohne zusätzliche Begleitung während der Ausbildung würden viele scheitern. Trotzdem profitiert ein grosser Teil der Jugendlichen von unserem gut funktionierenden dualen Berufsbildungssystem und von diversen Unterstützungsangeboten durch staatliche Institutionen oder die Invalidenversicherung.

Serbien kennt das duale Berufsbildungssystem nicht. Gut die Hälfte der Jugendlichen sind arbeitslos. Vielen fehlt eine Perspektive, weil die wirtschaftliche Situation vor allem in ländlichen Regionen schlecht ist und es kaum Ausbildungsmöglichkeiten gibt. Sehr viele träumen davon, das Land zu verlassen, um irgendwo in Europa eine gut bezahlte Arbeit zu finden.

Das Projekt E2E will dazu beitragen, dass junge Serbinnen und Serben eine berufliche und somit auch eine soziale Perspektive im eigenen Land finden. Die Teilnehmenden des Workshops haben eindrücklich geschildert, mit welchen Schwierigkeiten sie konfrontiert sind, aber auch welche Erfolge sie vorweisen können. In einigen Regionen besteht bereits ein gut funktionierendes Netzwerk interessierter Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Immer wieder können auch Jugendliche mit Beeinträchtigungen vermittelt werden. Die künftigen Beraterinnen und Berater engagieren sich in der Elternarbeit und unterstützen Jugendliche dabei, ihre Interessen zu klären, um eine passende Praktikumsstelle zu finden.

Wir erlebten die Teilnehmenden als sehr engagiert und interessiert. Zwei äusserst kompetente Dolmetscherinnen trugen dazu bei, dass alle Beteiligten von einem spannenden Austausch profitieren konnten.»

 

Auch Martin Stamenkov, Spezialist für Berufsintegration im Lernwerk, findet nach dem Workshop positive Worte:
«Die künftigen Beratungsfachleute hier in Serbien haben sehr unterschiedliche berufliche Hintergründe – vom Psychologen bis hin zum Bankmanager. Ich war persönlich positiv überrascht, mit wie viel Herzblut und Engagement sie diese riesigen Herausforderungen anpacken. Sie waren sehr gut vorbereitet und konnten uns genau sagen, in welchen Bereichen sie sich Austausch und Unterstützung wünschten, um möglichst umfassend vom dreitägigen Know-how-Transfer zu profitieren. Ich bin deshalb überzeugt, dass unser Workshop dazu beiträgt, mehr Jugendliche und junge Erwachsene in den serbischen Arbeitsmarkt integrieren zu können.»

Ein Engagement wie dieses in Serbien ist zentral, wenn man die Jugendlichen auf dem Weg in die Arbeitswelt unterstützen möchte. Das beweisen unsere Spezialistinnen und Spezialisten für Berufsintegration jeden Tag auch hier in der Schweiz.